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OT Cybersecurity Regulation: TRBS 1115-1 – Anforderungen und Herausforderungen

Überblick: OT Security und TRBS 1115-1

Im Zeitalter der Digitalisierung und Industrie 4.0 wird die OT Security (Operational Technology Security) immer wichtiger. Betriebs- und Steuerungstechnologien (OT-Systeme) müssen zuverlässig vor Cyber-Bedrohungen geschützt werden. Ein zentraler Leitfaden in Deutschland ist die Technische Regel für Betriebssicherheit (TRBS) 1115-1, herausgegeben vom Bundesamt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA).

Die TRBS 1115-1 legt Sicherheitsanforderungen für sicherheitsrelevante Mess-, Steuer- und Regeleinrichtungen (MSR) fest und bietet einen Rahmen, um Risiken durch die zunehmende Vernetzung von IT- und OT-Systemen zu erkennen und zu minimieren. Unternehmen, die diese Regeln einhalten, erfüllen gleichzeitig die Anforderungen der Betriebssicherheitsverordnung und verbessern ihre OT Cybersecurity Compliance.

In diesem Blogbeitrag werfen wir einen detaillierten Blick auf die TRBS 1115-1, ihre Anforderungen und die Herausforderungen, die Unternehmen bei ihrer Umsetzung erwarten.

Was ist die TRBS 1115-1?

Die TRBS 1115-1 ist eine deutsche Regelung, die den aktuellen Stand der Technik, der Arbeitsmedizin und Arbeitshygiene sowie sonstiger gesicherter arbeitswissenschaftlicher Erkenntnisse für den sicheren Einsatz von Arbeitsmitteln widerspiegelt. Diese werden vom Ausschuss für Betriebssicherheit ermittelt, angepasst und vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) im Gemeinsamen Ministerialblatt (GMBl) veröffentlicht.

Im Kern definiert die TRBS den sicheren Betrieb von Maschinen und Anlagen in Bezug auf OT Cybersecurity. Sie fokussiert sich auf programmgestützte Systeme, die für Sicherheit und Betriebskontinuität von entscheidender Bedeutung sind.

Ziele der TRBS 1115-1

  • Sicherheitsanforderungen: Definition von Anforderungen zur Cybersecurity in OT-Umgebungen.
  • Risikomanagement: Rahmen zur Identifikation, Bewertung und Minimierung von Risiken in IT-gestützten Betriebsabläufen.

Kernpunkte der Gefährdungsbeurteilung

Bei der TRBS 1115-1 müssen Unternehmen prüfen:

  • Qualifikation der Personen zur Durchführung der Gefährdungsbeurteilung
  • Berücksichtigung von gesetzlichen Anforderungen und Normen zur OT Cybersecurity
  • Schutz kritischer MSR-Einrichtungen und Festlegung von Schutzzielen
  • Schadensausmaßanalyse und Umsetzung von Schutzmaßnahmen (z. B. IEC 62443-3-3, VDI 2180, ICS-Kompendium, ISO 27019)
  • Planung von Prüfungen, Kontrollen und Fristen

Relevanz der TRBS 1115-1 für die OT Cybersecurity

Die Einhaltung der TRBS 1115-1 ist vergleichbar mit einer TÜV-Prüfung: Mängel können zu Nachprüfungen, Zusatzkosten oder sogar Anlagenstilllegungen führen.

Mit der Industrie 4.0 und dem Internet der Dinge (IoT), wird die TRBS 1115-1 besonders relevant:

  • Integration von IT und OT: Die zunehmende Vernetzung von Informations- und Steuerungssystemen erhöht die Komplexität industrieller Umgebungen und schafft neue Angriffsflächen. Die TRBS 1115-1 hilft, diese potenziellen Cyber-Sicherheitsrisiken zu identifizieren und proaktive Maßnahmen zur Risikominderung und Absicherung der OT zu entwickeln.
  • Schutz kritischer Infrastrukturen: Die Regelung trägt dazu bei, die Integrität, Verfügbarkeit und Betriebssicherheit von Produktionsanlagen zu gewährleisten, die als Teil der kritischen nationalen Infrastruktur von zentraler Bedeutung sind.
  • Erfüllung von Compliance-Anforderungen: Unternehmen, die den Vorgaben der TRBS 1115-1 folgen, erfüllen gleichzeitig wesentliche gesetzliche und regulatorische Anforderungen, stärken ihre OT Security Compliance und reduzieren Haftungsrisiken.

Anforderungen der TRBS 1115-1

Ein zentraler Bestandteil der TRBS 1115-1 sind die festgelegten Anforderungen, die Unternehmen beachten müssen, um die IT-Sicherheit in ihren OT-Umgebungen zu gewährleisten. Dazu gehören:

  • Risikobewertung: Durchführen einer Risikoanalyse, um potenzielle Bedrohungen zu identifizieren, sodass geeignete Sicherheitsmaßnahmen implementiert werden können.
  • Sicherheitskonzeption: Basierend auf der Risikobewertung wird ein Sicherheitskonzept entwickelt, das spezifische Sicherheitsmaßnahmen, Strategien zur Incident Response und Notfallpläne umfasst.
  • Integration in den Betrieb: Die IT-Sicherheitsmaßnahmen werden in die bereits bestehenden Betriebsabläufe integriert, ohne dabei den Betrieb zu beeinträchtigen.
  • Schulungen und Sensibilisierung: Mitarbeitende in der OT sollen regelmäßig geschult werden, um das notwendige Sicherheitsbewusstsein und die erforderlichen Fähigkeiten zum Umgang mit Cyber-Bedrohungen zu fördern.

Asset-Management und organisatorische Anforderungen

Ein zentrales Element der TRBS 1115-1 ist ein strukturiertes Asset-Management, das eine vollständige und aktuelle Übersicht aller relevanten OT- und IT-Komponenten sicherstellt. Die Asset-Liste enthält mindestens folgende Informationen: Hardware, Software, gespeicherte Daten und Informationen, Schnittstellen, zugehörige Organisationseinheiten und Personen, Einbauort, logische und physische Netzwerkpläne, Kommunikationsprotokolle sowie Zugriffsrechte und Berechtigungen.
Erfasst werden Aktualität der Asset-Liste, Erfassungsmethoden (manuell, teil- oder vollautomatisiert) sowie Schutzmechanismen wie Firewalls und deren Betreuung. Netzwerksegmentierung auf Basis der Gefährdungsbeurteilung, der Einsatz von Intrusion-Detection- oder -Prevention-Systemen (IDS/IPS), Härtung von Komponenten (z. B. Deaktivierung nicht benötigter Kommunikationsschnittstellen) und die Einbindung eines Security Operations Centers (SOC) mit OT-Expertise sind ebenfalls zentrale Punkte. Außerdem werden verwendungsfertige Produkte und Arbeitsmittel eingesetzt, deren Schutz gegen Cyberbedrohungen dem Stand der Technik entspricht und die gemäß Herstellervorgaben betrieben werden.

Auf organisatorischer Ebene umfasst die TRBS 1115-1 klare Prozesse für:

  • Pflege und Aktualisierung der Asset-Liste
  • sichere Ablage und Zugriffsregelungen für Herstellerunterlagen
  • Anforderungen an fachkundige Personen sowie deren regelmäßige Schulung (Awareness-Trainings, Unterweisungen)
  • Zuständigkeiten für Betrieb und Betreuung der OT-Systeme
  • Vorgaben für Dienstleister und Lieferanten, einschließlich Nachweisen zur Einhaltung relevanter Standards wie ISO 62443-4
  • Richtlinien für Personalauswahl, Schulungsprogramme und Arbeitsanweisungen
  • Abläufe für Änderungen an Arbeitsmitteln oder Anlagen sowie Umgang mit neuen Erkenntnissen zu Cyberbedrohungen, Schwachstellenmeldungen und technischen Weiterentwicklungen

Abgerundet wird der organisatorische Rahmen durch ein funktionierendes Notfallmanagement mit aktuellem Notfallplan und konkreten Maßnahmen zur schnellen Reaktion auf sicherheitsrelevante Vorfälle.

Herausforderungen und Best Practices für die Umsetzung der TRBS 1115-1

Die Implementierung der TRBS 1115-1 stellt Unternehmen vor verschiedene Herausforderungen:

  • Technologische Diversität: OT-Umgebungen bestehen häufig aus heterogenen, teilweise veralteten Systemen. Die Integration moderner Sicherheitslösungen in bestehende Infrastrukturen kann zu Komplexität und technischen Problemen führen.
  • Ressourcenaufwand: Die Umsetzung der TRBS 1115-1 erfordert personelle und finanzielle Ressourcen. Unternehmen setzen Prioritäten und ziehen bei Bedarf externe Expertise hinzu, um Sicherheitslücken zu schließen.
  • Kultureller Wandel: Sicherheitsfragen in der OT verlangen ein Bewusstsein auf allen Ebenen des Unternehmens. Ein gelebtes Sicherheitsverständnis stärkt die Cybersecurity-Kultur und fördert das Engagement aller Mitarbeitenden.

Um den Anforderungen der TRBS 1115-1 gerecht zu werden, gilt es einige Best Practices zu beachten:

  • Stakeholder-Engagement: Binden Sie alle relevanten Stakeholder – von IT über OT bis zur Geschäftsführung –in die Entwicklung und Umsetzung der Sicherheitsstrategie ein.
  • Regelmäßige Audits: Führen Sie Audits und Tests der Sicherheitsmaßnahmen durch, um sicherzustellen, dass die Anforderungen der TRBS 1115-1 dauerhaft erfüllt werden und Schwachstellen frühzeitig erkannt werden.
  • Kontinuierliche Schulung: Schulen Sie Ihre Mitarbeitenden regelmäßig zu aktuellen Sicherheitsprotokollen, Entwicklungen im Bereich OT Cybersecurity und best practices.

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Halten Sie Ihr Sicherheitskonzept flexibel und anpassungsfähig, um schnell auf neue Bedrohungen, Technologien und Änderungen der OT-Umgebung reagieren zu können.

Fazit

Die TRBS 1115-1 stellt einen entscheidenden Rahmen für OT Security in Deutschland dar. Die Umsetzung ihrer Anforderungen erfordert jedoch eine sorgfältige Planung und ein tiefes Verständnis der bestehenden Systeme und deren Interaktionen. Unternehmen, die proaktiv auf diese Herausforderungen reagieren und die Best Practices umsetzen, können nicht nur die Sicherheit ihrer OT-Umgebungen stärken, sondern auch sicherstellen, dass sie den regulatorischen Anforderungen gerecht werden und sich besser auf zukünftige Bedrohungen vorbereiten. 

 

In zukünftigen Blogbeiträgen werden wir weitere Regularien, Standards und Best Practices im Bereich OT Cybersecurity beleuchten, um Unternehmen bei der sicheren Gestaltung ihrer Produktionsumgebungen zu unterstützen. Bleiben Sie dran!

Autor

Rainer Bäder

Senior Buisness Development Manager

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